Baden Württemberg lässt grüßen: ca. eine Stunde südlich von Stuttgart gelegen, befindet sich Hechingen, Eine Kleinstadt mit knapp 20.000 Einwohnern. In dieser wohnt Ralf und der ist mittlerweile voll im Exotenfieber angekommen.
Kennst du das auch: deine Begeisterung für eine Sache ist so groß, das mittlerweile bereits weitere Menschen mit dieser von dir angesteckt werden? In diesem Fall hat eine Arbeitskollegin auch schon 2 Palmen gepflanzt. Schon interessant, das „Palmenfieber“ greift um sich. Natürlich im positiven sinn. Es bereitet schon Freude, zu sehen das sich mehr und mehr Menschen für Palmen im eigenen Garten interessieren.
Man könnte an dieser Stelle noch so viel schreiben, aber lassen wir Ralf zu seiner Leidenschaft doch einfach mal zu Wort kommen:
Palmengarten am Rande der schwäbischen Alb
„Meine Heimatstadt Hechingen ist zwar aufgrund der Historik recht bekannt, aber was es noch nicht gab ist ein Palmengarten oder gar Palmenparadieses! Warum einen Palmengarten in kühler Gegend auf immerhin 450m NN. anlegen? Für diese Region Deutschlands sind diese Pflanzen wahrlich selten. Der schwäbische Kalklehmboden ist ja auch nicht so der Beste…
Angefangen hat es als Kind in den 1990er Jahren mit einigen Urlauben auf den Kanarischen Inseln. Palmen haben mich immer sehr begeistert und zurück in Deutschland, hieß es im Herbst immer 2 Phoenix canariensis im Topf in den Keller zu tragen.
Sie versprühen eine herrliche Urlaubsstimmung, man ist einfach noch lieber im Garten!„
1. kontakt mit Winterharten Palmen
„Von winterharten Palmen hörte ich jedoch erst im Jahre 2015! Gleich kaufte ich (unsinnigerweise) eine 1-jährige Jubea Chilensis. Das klappte natürlich nicht, also gründlich recherchiert und richtig los ging es dann im März 2016:
Es folgten gleich zwei Trachycarpus fortunei und eine Trachycarpus Wagnerianus.
Ich ärgere mich etwas, dass ich die ersten Palmen in ein kleines Loch im Alb-Lehmboden gepflanzt habe. Für die kleine Jubea chilensis habe ich ein Luxus-Loch ausgehoben, jetzt noch der passende Winterschutz…das ist alles so spannend. Es ist alles kein temporäres Interesse, sondern meine Bestimmung und wer weiß, vielleicht breiten sich so noch mehr Palmen aus.„
Der 1. Winter
„Der erste Winter (2016/2017) meinte es gleich böse mit mir, war es doch einer der kältesten in Süddeutschland seit sehr vielen Jahren (Minus 18°C, sonst viele Dauerfrosttage, schon im November, Dezember bis Ende Januar). Alle Palmen verloren nur mit Passiv-Schutz ihre Wedel, weswegen diese drei Trachys nicht so an Höhe zulegen konnten, wie besser geschützte Exemplare.Alle trieben jedoch überraschenderweise wieder aus. Doch da waren schon eine 2 weitere Trachy`s gekauft (Fortunei/Wagnerianus). Zusätzlich wurde der künftige Winterschutz deutlich verbessert, unter anderem durch ein Heizkabel.
Dazu gesellte sich 2017 nebenbei noch die Auracaria araucana (Andentanne, auch etwas exotisches für deutsche Gärten) und eine Musa Basjoo (winterharte Banane).
Außerdem eine winterharte Yucca gloriosa, eine Palmlilie.
Gefällt wurden dagegen 3 Tannen, damit der Garten mehr Wärme und Licht bekommt.„
Aus Fehlern beim Winterschutz lernen
„Nachdem im nächsten Winter 2017/2018 alles gut ging, gab es ausgerechnet im Mildwinter 2018/2019 Probleme durch zu viel und zu langem Winterschutz. Eigentlich war keiner nötig, wie sich herausstellte. War was das nun mit dem Palmenparadies? Auf keinen Fall!
Zum Winterschutz gibt es einen weisen Satz: so wenig wie möglich, so viel wie nötig!
Bei zwei Hanfpalmen gab es Vertrocknungen, da es unter dem Vließ zu warm wurde. Man lernt ja dazu….beide Trachys trieben aber auch wieder aus. Sie sind also kaum klein zu kriegen! Bei der ersten Trachycarpus fortunei, die erst im vorigen Jahr als Ersatz kam, konnte sogar der Speer gezogen werden, aber sie lebt doch noch und wacht jetzt über den Kompost…..
Dieses Mal war ich geduldiger und ersetzte nur eine Trachycarpus fortunei durch eine Trachycarpus wagnerianus. Außerdem wurden die ersten zarten Stammzuwäche sichbar, wenn auch nur zaghaft. Der harte Winter 2016/2017 hatte Kraft gekostet.
Die zweite vertrocknete Fortunei hatte schon 2017 ihre Wedel verloren und jetzt wieder. Ärgerlich. Es muss ein milder Winter kommen…..der kam in 2019/2020 megamild daher…..es war komplett kein Schutz nötig.
Alle Pflanzen kamen bestens durch.„
lernen und weitere winterharte Palmenarten
„Das Thema Palmen wurde weiter studiert, auch über SocialMedia viel dazu in Erfahrung gebracht. Neben weiteren entdeckten, winterharten Palmensorten lernte ich viele erfahrenere Leute kennen! Jetzt kamen daher noch mal 4 weitere Palmen hinzu. Dieses Mal habe ich die Löcher deutlich breiter und tiefer gegraben. Dazu den Mutterboden so gemischt, dass die Erde körniger, luftdurchlässiger ist. Palmenerde wäre natürlich das Beste gewesen, aber gut 400 pro Loch Liter wären teuer geworden…„
hier findest du noch ein paar Tipps in Sachen Winterschutz auf MERLOY.de
Jubaea chilensis
„Ein knapp 1,20m tiefes Loch bekam diese 7 Jahre alte Jubea Chilensis. Diese wurde sogar aus einem Samen in Deutschland gezogen. Kein Import aus Südamerika. Eine Jubaea chilensis ist empfindlich, was ihre Wurzeln angeht. Sie erholt sich nur langsam und braucht dann 5 Jahre, bis sie „im Boden angekommen ist“. Mit dieser hier, dauert es hoffentlich nicht so lang! Die Wurzeln blieben beim Umtopfen unverletzt und der Topf war noch nicht mal voll durchwurzelt, da sie erst im Herbst zuvor noch umgetopft wurde.„
Kleinere Exemplare halten noch keine minus 15°C aus, ab minus -6/7°C sollte man hier die Wedel schützen oder auch bei längeren anhaltenden mittleren Frösten.„
Trithrinax campestis
„Ganz spontan habe ich diese Trithrinax campestis (oder auch blaue Nadelpalme) angeboten bekommen. Zu kaufen gibt es Exemplare ab ca. 30€-40€ in moderater Größe. Aber wie winterhart ist diese Art eigentlich? Angeblich hält sie bis minus 13°C aus. Um sicher zu gehen ziehe ich drei Grad ab, also minus 10°C. Die Trithrinax muss im Winter aber zum einen vor Nässe geschützt werden und einen Winterschutz gibt es dann ab minus 7°C. Dass der Winterschutz auch in einem nicht so kalten Winter auf jeden Fall angewendet werden kann…„
Chamaerops humilis
„Europas einzig heimische Palmenart, die Zwergpalme darf natürlich auch nicht fehlen. Etwas größer gekauft hat dieses Exemplar bereits einen Fruchtstand. Auch wenn minus 13°C angepriesen werden, glaube ich, dass sie schon an minus 10°C ihre Probleme hat. Daher Winterchutz auch schon ab minus 7°C.„
Chamaerops vulcano
„Ganz eng verwandt mit der Chamaerops humilis ist die Vulcano-Variante. Auch diese hatte schon einen Fruchtstand und viele kleine Ableger gebildet. Im Wuchs langsamer als die „humilis“. Aber die Winterhärte dürfte gleich sei, Schutz ab minus 7°C oder schon vorher, wenn es z.B. längere Zeit Inversion gibt und die Temperatur tagelang bei minus 5 liegen sollte.“
Meine Standorte: schäbische Alb und Kinzigtal / Schwarzwald
„Man darf gespannt sein, wie sich die Palmen hier am Rande der schwäbischen Alb machen. Vom amateurhaften Garten wird es nach und nach etwas Besser. Rückschläge wird es sicher auch geben, doch davon darf man sich nicht entmutigen lassen! Seid dabei und pflanzt euren eigenen exotischen, mediterranen Garten. Außerdem: „Projekt Trachycarpus wagnerianus im milden Kinzigtal/Schwarzwald“. Seit 2017 habe ich auch eine Trachycarpus wagnerianus an meinem 2. Wohnsitz gepflanzt. Der Boden ist hier erheblich besser, die Gegend mit nur 260m NN gleichzeitig auch etwas milder. Das beides macht tatsächlich etwas aus, seit der Pflanzung im April 2017 wurde die Palme an nur ca. 10 Tagen geschützt. Ob es nötig gewesen wäre? Im Zweifel lieber mal ein paar wenige, kritische Nächte abdecken. Diese Palme wächst am Besten von allen bisher von mir gepflanzten Palmen.„
Schlusswort
Wie immer, stellt man sich hier die Frage: trägt die Klimaerwärmung dazu bei, das mehr und mehr Palmen gepflanzt werden, oder einfach die Begeisterung für das Thema und das Besondere? Vermutlich ein wenig von beidem. Mittlerweile gibt es auch mehr und mehr Palmenhändler, bei denen man kaufen oder auch mieten kann. Wer sich also wirklich für das Thema interessiert und Palmen im Garten haben möchte, wird somit sicherlich fündig und es wird die richtige Pflanze für ihn und sein Hobby geben. In diesem Garten wachsen die unter Exotenfans schon zum Standart gehörende Trachycarpus fortunei oder auch Hanfpalme sowie Tessinerpalme genannt (der englische Begriff ist hier übrigens windmill-palm, wo wir schon einmal dabei sind). Aber auch die wunderbare Chamaerops als humilis und vulcano sind hier zu finden. Es wird dann jedoch gezeigt, das man sich nach und nach auch an besondere Arten wie die Trithrinax campestis herantastet. So ist ein Hobby wohl, es fängt klein an und wenn es einen so richtig packt, kann einen nichts mehr halten;-)
Ein Palmenparadies ist bereits dabei zu entstehen, jetzt fehlt nur noch das eigene Badeparadies. Wer weiß, was sich Ralf noch so einfallen lässt, aber er hält uns sicherlich auf dem Laufenden. Vielen Dank dafür und weiterhin viel Erfolg mit diesen tollen Pflanzen!